Martin Klingst: Menschenrechte. 100 Seiten, 2024.

 

Rezension von Manuela Schotte

Als einstiges Mitglied einer Jugendgruppe von Amnesty International findet Martin Klingst in der bekannten 100 Seiten-Reihe von Reclam einen sehr persönlichen Zugang zur Darstellung der „Menschenrechte“. Zentraler Anstoß zum Verfassen des Bandes jedoch sei die Beobachtung gewesen, dass „es um die Menschenrechte immer öfter auch dort schlecht bestellt ist, wo dies eigentlich nicht der Fall sein sollte: in Demokratien.“ Und so werden dem Journalisten die Fragen nach Ursachen dieser Entwicklung und möglichen Auswegen aus ihr zum Leitfaden seiner Reflexion, in der er fundierte theoretische Ausführungen durchgängig mit einer Vielzahl anekdotisch ausgestalteter Beispiele verknüpft.

Zu Beginn führt er seine Erklärungen zur Geschichte der Menschenrechte – angefangen bei der Magna Charta Libertatum (1215) – sowie zum Gedanken ihrer Universalität parallel mit einer Schilderung der Entwicklung von Amnesty International. Anschließend widmet sich der Autor in gelungener Auswahl spezielleren Themen, nämlich dem Recht auf Asyl, Menschenrechtsverstößen durch demokratische Regierungen einerseits und durch die Wirtschaft andererseits. Stets benennt er diese Missstände nicht nur, sondern zeigt auch Ursachen für sie auf und benennt Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der berechtigten Ansprüche. Angesichts einer stetig steigenden Ausdifferenzierung der Menschenrechte, warnt der jedoch zugleich vor ihrer „Überfrachtung“, weil diese zum Eindruck der Beliebigkeit und ihrer Aushöhlung führe.

Den gelungenen Abschluss des sowohl kurzweiligen als auch informativen Bandes bildet die Wiedergabe eines Gesprächs mit Heiner Bielefeldt, des Erlanger Professors für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik, das die zuvor behandelten Themen unter neuer Perspektive vertieft. Am Ende bleibt ein hoffnungsvoller Blick auf die zahlreichen Menschen, die sich auch heute noch unter schwierigen Bedingungen und großen Gefahren für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen.

Obgleich dem inzwischen in 4. Auflage erschienenen Büchlein stellenweise anzumerken ist, dass es bereits vor rund zehn Jahren, nämlich vor dem Hintergrund der damaligen Fluchtbewegungen, entstanden ist, hat es nichts von seiner Aktualität und Eindringlichkeit eingebüßt und sei damit unbedingt zur Lektüre empfohlen. Der Band ist durch Informationsgraphiken angereichert.

26. Dezember 2024